Die Shimano Baitrunner (Triton Sea Spin, Baitrunner Plus und Baitrunner) steht wie keine andere Rolle für den Rollentyp der Freilaufrolle. Für mich ist sie ein wahrer Designklassiker und eine meiner liebsten Angelrollen.
Praktische Erfindung
Aus dem modernen Karpfenangeln ist die Erfindung nicht mehr wegzudenken: auswerfen, Freilauf einschalten, Biss, Freilauf raus, anschlagen. Ganz einfach! Zumindest viel einfacher, als die Bremse immer aufzudrehen und dann wieder fummelig zuzudrehen. Karpfenangler wissen, wovon ich rede.
Die Shimano Baitrunner wurde 1985 der Öffentlichkeit vorgestellt (kurz nach der Freilaufrolle Cormoran Rotary). Wissen Sie jedoch, was das Witzige an der Sache ist? Bei der Entwicklung DER Karpfenrolle schlechthin, hat man keine Sekunde ans Karpfenangeln gedacht!
Karpfenrolle aus Australien
Eigentlich wurde nämlich das Freilaufsystem für einen völlig anderen Einsatzzweck konzipiert. John Dunphy, der damalige Vorsitzende von Shimano Australien, fragte sich eines Tages beim Angeln mit Köderfischen auf Meerbrassen und Blaubarsche, wie man einen Freilauf in eine Stationärrolle einbauen könnte. Der Fisch sollte den Köder aufnehmen und ohne Widerstand mit ihm abziehen können. Dabei sollte es auch möglich sein, die Hemmung des Freilaufs an die Meeresströmung anzupassen, damit nicht unkontrolliert Schnur abläuft. Schon zwei Tage später wurden japanische Ingenieure mit der Konstruktion beauftragt und kurze Zeit danach war die „Shimano Baitrunner“ bereits geboren.
Foto: Die Shimano Baitrunner (hier Triton Sea Spin) wurde zur beliebtesten Karpfenrolle der späten 80er und frühen 90er Jahre.
Foto: Die freilaufende Spule der Shimano Baitrunner (hier Triton Sea Spin) ermöglicht dem Fisch nach dem Biss mit geringem Widerstand Schnur abzuziehen. Vor allem bei Karpfenanglern ist dieses Feature bis heute sehr gefragt.
Foto: Das Kernstück der Shimano Baitrunner: Der Hebel zum Einschalten des Freilaufs und der Drehknopf zum Justieren des Ablaufwiderstands (hier bei einer Triton Sea Spin, jedoch baugleich bei der Baitrunner und Baitrunner Plus). (Fotos: W. Kalweit)
Schwerer Start in Europa
Während die Rollenneuheit in Australien und den USA durchaus Erfolg bei den Meeresanglern hatte, so war der Bedarf für ein Freilaufsystem in Europa nicht vorhanden, trotz ganzseitiger Werbeanzeigen in der Fachpresse. Die Shimano Baitrunner wurde hier kein Erfolg – zunächst nicht. Nach ein paar Jahren entdeckte nämlich eine stark aufstrebende Anglergruppe die Baitrunner: Karpfenangler! In Großbritannien hat man die Vorzüge zuerst erkannt. Es war die Zeit, in der auch Boilies an der Selbsthakmontage ihren Siegeszug antraten. Als Ende der 80er Jahre die Boiliewelle auch auf den Kontinent schwappte, stieg auch hier die Nachfrage nach den Shimano Baitrunnern rasant. Nach kurzer Zeit hatten auch andere Firmen, wie Daiwa, Silstar und ABU ähnliche Freilaufrollen im Programm.
Kult bis heute
Bis heute hat Shimano das Konzept des Baitrunner-Systems fortentwickelt und über die Jahre in viele Rollenmodelle integriert. Im letzten Jahr erinnerten die Japaner sogar stolz mit einer Pressemeldung an das 30-jährige Jubiläum ihrer genialen Erfindung. Die Shimano Baitrunner markiert ganz klar einen Meilenstein in der Rollenentwicklung.
Technische Merkmale:
- Drei Ausführungen: „Triton Sea Spin“, „Baitrunner Plus“ und „Baitrunner“
- Einstellbarer Spulenfreilauf
- Mehr-Scheiben-Bremssystem
- Long-Life-Bügelfeder
- Bis zu drei Präzisions-Kugellager (je nach Modell)
- Gehäuse aus Graphit/Titanium Mischung
- Schnurlaufröllchen aus SIC (nur bei Sea Spin und Baitrunner Plus)
- Schnurclip
- Ergonomischer „Bio Grip“ am Rollenfuß
- Kampfbremse (nur bei Baitrunner Plus)
Von Wolfgang Kalweit
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